Flüsse sind die Lebensadern unseres Planeten. Sie versorgen Ökosysteme mit Wasser, bieten Lebensräume für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und spielen eine entscheidende Rolle im Wasserhaushalt und der Landnutzung. Eine besonders wichtige, oft übersehene Eigenschaft vieler Flüsse sind ihre natürlichen Mäander. Diese gewundenen Flussschlingen, die sich durch die Landschaft ziehen, sind weit mehr als nur malerische Naturphänomene – sie erfüllen essenzielle Funktionen für die Umwelt und die menschliche Gesellschaft.
Was sind Mäander?
Mäander sind natürliche Kurven oder Schleifen in Flüssen, die durch Erosion und Ablagerung von Sedimenten entstehen. Wenn Wasser durch ein Flussbett fließt, nimmt es Material auf und trägt es stromabwärts. An den Außenkurven von Mäandern ist die Strömungsgeschwindigkeit höher, was zur Erosion führt. Gleichzeitig lagert sich Material an den Innenseiten der Biegungen ab, wo die Strömung langsamer ist. Dieser Prozess führt zur charakteristischen Schlangenform von Flüssen, die man in vielen unberührten Landschaften sehen kann. Je langsamer ein Fluss fließt, desto ausgeprägt sind seine Mäander. Gebirgsflüsse fließen eher gerade, Tieflandflüsse formen, wenn der Mensch sie das tun lässt, von vielen Mäanderschlingen durchzogene Flusslandschaften.
Vorteile von Mäandern
Vielfältige Lebensräume
Mäander schaffen eine Vielzahl von Mikrohabitaten, die für unterschiedliche Arten attraktiv sind. In den Außenkurven finden sich oft tiefe, schnell fließende Bereiche, die für Fische wie Forellen ideal sind. Die Steilwände der "Prellufer" genannten Bereiche bieten Arten wie Eisvöglen oder Uferschwalben die Möglichkeit, Bruthölen anzulegen. Die Innenkurven bieten hingegen flache, langsame Zonen, die für Amphibien und wasserliebende Pflanzen vorteilhaft sind. Das Ufer auf der Innenseite hält mit Insekten, deren Larven und allerhand sonstigem Getier Nahrung für Watvögel bereit. Diese ökolotische Vielfalt ist nicht nur für das ökologische Gleichgewicht wichtig, sondern auch für die Widerstandsfähigkeit des gesamten Ökosystems gegen Störungen wie Überschwemmungen oder Klimaveränderungen.
Natürliche Filterung und Wasserreinigung
Flüsse mit Mäandern haben eine größere Kontaktfläche mit dem Uferbereich, was die natürliche Filtration von Schadstoffen unterstützt. Sedimente und Nährstoffe werden abgelagert, bevor das Wasser weiterfließt, wodurch die Wasserqualität verbessert wird. Dies ist insbesondere für die Trinkwasserversorgung von Menschen und Tieren von großer Bedeutung.
Regulierung des Wasserflusses
Mäander verlangsamen den Fluss des Wassers und sorgen für eine gleichmäßigere Verteilung des Wassers über das Jahr hinweg. Dies reduziert die Gefahr von plötzlichen Überschwemmungen und minimiert die Erosion. Während Hochwasserereignissen können Mäander überschüssiges Wasser in ihre Schleifen aufnehmen, wodurch die Energie des Wassers gebremst und die Erosionskraft verringert wird.
Sedimentmanagement
Durch die kontinuierliche Erosion und Ablagerung in den Mäandern tragen diese Formationen zur natürlichen Umlagerung von Sedimenten bei. Dies verhindert, dass sich Sedimente in einem Bereich ansammeln und potenzielle Probleme wie die Verlandung von Flüssen oder Stauanlagen verursachen.
Grundwasserneubildung
Die langsame Fließgeschwindigkeit in den Mäandern fördert die Versickerung von Wasser in den Boden, was zur Auffüllung von Grundwasserspeichern beiträgt. Dies ist besonders in trockenen Regionen wichtig, in denen Grundwasser eine essentielle Ressource darstellt. Dieser Aspekt wird gerade jetzt in Zeiten des Klimawandels in Ostösterreich, wo sich die Grundwasserspeicher langsam immer mehr leeren, immer wichtiger.
Der menschliche Einfluss und die Notwendigkeit des Schutzes
Leider wurden in der Vergangenheit viele Flüsse begradigt, um Landwirtschaft, Städtebau oder Hochwasserschutz zu erleichtern. Diese Eingriffe haben jedoch oft negative Auswirkungen, wie den Verlust an Biodiversität, verschärfte Hochwasserprobleme und die Verschlechterung der Wasserqualität. Die Renaturierung von Flüssen, also die Wiederherstellung von Mäandern, gewinnt daher zunehmend an Bedeutung.
Durch Renaturierungsprojekte können die positiven Effekte von Mäandern wiederhergestellt werden. Diese Projekte fördern nicht nur die Umweltgesundheit, sondern bieten auch ästhetische und Erholungswerte für den Menschen. Wanderwege entlang gewundener Flüsse, der Schutz von seltenen Arten und die Verbesserung der Wasserqualität sind nur einige der Vorteile, die solche Maßnahmen mit sich bringen.
Natürliche Mäander in Flüssen sind weit mehr als nur landschaftliche Schönheiten – sie sind essentielle Elemente des ökologischen und hydrologischen Gleichgewichts. Ihre Schutz und Wiederherstellung sollten daher Priorität haben, um die Gesundheit unserer Umwelt und damit auch unserer eigenen Lebensgrundlagen zu sichern. Indem wir die Mäander respektieren und schützen, bewahren wir nicht nur die Natur, sondern investieren auch in eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen.
Gottseidank gibt es immer mehr Projekte im Bereich der Flussrenaturierung und auch die rechtlichen Rahmenbedingungen in Europa (Wasserrahmenrichtlinie, Renauturierungsgesetz) nehmen die EU-Staaten in die Pflicht, hier einen strengen Maßstab anzulegen und entsprechende Projekte voranzutreiben. Gerade in den March-Thaya-Auen kann man auf unseren Kanu-Touren erleben, was Flussrenaturierung in der Praxis bedeutet. Auf der Thayaunterlaufstrecke "Eisvogel und Thayaschlingen" sind mittlerweile sechs ehemalige Mäanderschlingen wieder in den Hauptfluss integriert worden und auf den Kanu-Touren können wir die positiven Auswirkungen sehr gut beobachten!