Wir sind ja stets darum bemüht, neue Strecken zu finden, die sowohl anfängertauglich als auch für unsere Kunden gut erreichbar sind. Und genau so eine neue Strecke kann ab sofort in unserem Programm gepaddelt werden. Es handelt sich dabei um einen Rundkurs, womit der Personentransport entfällt, weil wir wieder am Startpunkt ankommen. Das ist dermaßen möglich, dass wir auf der neuen Thaya starten, ein Stück flussabwärts in den strömungsfreie "Alte Thaya" (tschechisch Stará Dyje) welchseln und auf ihr wieder auf verschlungenen Wegen durch die Au zurückpaddeln. Ein Abschlussstück auf der neuen Thaya bringt uns dann wieder zum Startpunkt zurück.
Auf unseren Touren bekommen wir viele Tipps und farbige Schilderungen über Flussabschnitte, die wir noch in unser Programm aufnehmen könnten. Oft führt das zu tiefergehenden Recherchen und manchmal auch zu Probefahrten und Lokalaugenscheinen. Das ist sehr gut, denn noch sind wir nicht dort angelangt, dass wir unser Angebot für so komplett halten, dass wir keine neuen Strecken mehr dazunehmen würden. Im Folgenden möchte ich euch einen Einblick geben, was eine Kanu-Strecke alles "können muss", um in unser Programm aufgenommen zu werden.
Auf meinen Kanu-Touren merke ich oft, dass meinen Teilnehmern ein Gefühl dafür fehlt, was eigentlich ausgedehnte natürliche Augebiete so speziell macht. Daher möchte ich hier einmal näher darauf eingehen und ein bisschen Licht in die Sache bringen.
Man würde meinen, jeder Wald, der am Wasser liegt, sei ein Auwald. Dem ist aber leider heute nicht mehr so. Richtige Auwälder werden regelmäßig, zumeist zumindest einmal pro Jahr, von dem über die Ufer tretenden Fluss überschwemmt. Genau das ist bei den allermeisten unserer Flüsse heute nicht mehr gegeben. Dämme, die meist an beiden Ufern relativ direkt neben dem Fluss verlaufen, sowie eine künstlich begradigte Fließstrecke mit befestigten Ufern gehören in Mitteleuropa heute eher zur Regel. Wenn hinter dem Damm ein Wald ist, hat er in den allermeisten Fällen die Charakteristik eines Auwaldes verloren, oder ist im Extremfall eine Monokultur aus nicht mehr fortpflanzungsfähigen "Hybridpappeln".
Flüsse sind die Lebensadern unseres Planeten. Sie versorgen Ökosysteme mit Wasser, bieten Lebensräume für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und spielen eine entscheidende Rolle im Wasserhaushalt und der Landnutzung. Eine besonders wichtige, oft übersehene Eigenschaft vieler Flüsse sind ihre natürlichen Mäander. Diese gewundenen Flussschlingen, die sich durch die Landschaft ziehen, sind weit mehr als nur malerische Naturphänomene – sie erfüllen essenzielle Funktionen für die Umwelt und die menschliche Gesellschaft.
Was sind Mäander?
Mäander sind natürliche Kurven oder Schleifen in Flüssen, die durch Erosion und Ablagerung von Sedimenten entstehen. Wenn Wasser durch ein Flussbett fließt, nimmt es Material auf und trägt es stromabwärts. An den Außenkurven von Mäandern ist die Strömungsgeschwindigkeit höher, was zur Erosion führt. Gleichzeitig lagert sich Material an den Innenseiten der Biegungen ab, wo die Strömung langsamer ist. Dieser Prozess führt zur charakteristischen Schlangenform von Flüssen, die man in vielen unberührten Landschaften sehen kann. Je langsamer ein Fluss fließt, desto ausgeprägt sind seine Mäander. Gebirgsflüsse fließen eher gerade, Tieflandflüsse formen, wenn der Mensch sie das tun lässt, von vielen Mäanderschlingen durchzogene Flusslandschaften.
Ich sage es immer wieder bei meinen Führungen: gut, dass wir die EU mit ihren vorgegebenen Naturschutzzielen haben. Ein weiteres Mal sorgt nun die EU-Wasserrahmenrichtlinie für ein bahnbrechendes Flussprojekt. Das Gesetzeswerk schreibt vor, dass alle Flüsse in einen guten ökologischen Zustand gebracht werden müssen.
Dem Alpenrhein wird in einem grenzüberschreitenden Projekt zwischen Schweiz und Österreich renaturiert, rund 300 Hektar Land werden auf 26 Flusskilometern dem Fluss zurück gegeben, der Hochwasserschutzdamm rückt vom Fluss ab und macht Platz für ein weit verzweigtes Flussbett mit Schotterbänken und natürlicher Ufervegetation. Eis bisher streng kanalisierter Fluss bekommt an mehreren Stellen bis zu 300 Meter Breite für die Ausformung einer naturnahen Flusslandschaft.